Flaschengarten anlegen Schritt für Schritt

Benötigte Materialien

Bevor Ihr loslegen könnt, müsst Ihr euch erstmal alle notwendigen Materialien besorgen. Dazu gehören ein Glas, verschiedene Boden-Materialien (Kiese, Substrate, …) sowie Pflanzen. Ein wenig Zubehör kann euch außerdem das Leben deutlich vereinfachen. Dazu zählen Trichter, Pinzetten und ggf. kleine Gartenwerkzeuge.

Glas

Ein verschließbares Glas. Welche Form und Größe es hat, ist dabei ganz euch überlassen. Für den ersten Versuch empfiehlt es sich aber ein größeres Glas (z. B. 5L) mit einem breiten Flaschenhals zu verwenden. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!

Ideen für Gläser die ihr verwenden könnt!

Kies & Co

Je nachdem wie Ihr euren Flaschengarten anlegen wollt braucht Ihr Kiese, Granulate sowie ggf. Substrate. Auch Steine oder Holzstücke können für Deko-Zwecke interessant sein. Welche Substrate Ihr genau benötigt erfahrt Ihr weiter unten.

Was gibt es für Sorten und wo bekomme ich diese her?

Pflanzen

Um aus euren Gefäß einen Garten zu machen, benötigt Ihr eine oder mehrere Pflanzen, die sich in einem feuchtwarmen Klima wohlfühlen und am besten klein bleiben. Außerdem spielt Moos eine wichtige Rolle in eurem Garten!

Welche Pflanzen eignen sich?

Entscheidung: Mit oder ohne Substrate

Je nachdem was für Materialien ihr in eurem Flaschengarten verwendet müsst Ihr beim Aufbau eures Bodenbelages einige Dinge beachten.

Wollt Ihr euren Pflanzen eine Substrat-Schicht (z. B.: Erde, Torf, ...) gönnen sollten ihr den Aufbau in Variante 1 befolgen. Begnügt ihr euch nur mit Kiesen und Granulaten (z.B: Lava-Granulat, Ton) könnt ihr euch Variante 2 anschauen.

Bei beiden Varianten gilt, eure Bodenschicht sollte ca. 10–20 % eurer Glashöhe ausmachen.

Wo liegt den der Unterschied?

Grob gesagt: Verwendet Ihr Substrate bietet Ihr euren Pflanzen mehr Nährstoffe, was ein besseres Wachstum fördern kann. Allerdings hängt das Wachstum auch vom verfügbaren Platz ab. Ihr kennt es bestimmt von Zimmerpflanzen. Befindet diese sich über Jahre in dem gleichen Gefäße, bleibt die Größe der Pflanze ab einem bestimmten Zeitpunkt unverändert. Nach dem Umtopfen in einen größeren Topf gibt es nach einer Eingewöhnungszeit meist einen Wachstumsschub. Allerdings kann die Auswahl der Bodenmaterialien auch abhängig von den Pflanzen erfolgen. Diese können ganz unterschiedliche Vorlieben haben.

Variante 1- Mit Substrat

Wollt Ihr euren Pflanzen in eine Substrat-Schicht (Erde/Torf) pflanzen, sollte euer Boden unbedingt aus drei Schichten bestehen, um Staunässe zu vermeiden. Den sonst können eure Pflanzen über die Wurzeln keinen Sauerstoff mehr aufnehmen, was Schlussendlich zum Ende eures Gartens führen würde.

Die erste Schicht

In der untersten Schicht sammelt sich das überschüssige Wasser. Es ist quasi euer Grundwasser. Hierfür kann man entweder groben Kiese oder Lava-Granulat verwenden. Verwendet man Lava-Granulat wird das Wasser von diesen aufgesogen, währenddessen das Wasser sich bei dem Kies in den Zwischenräumen befindet.

Zwischen den Schichten.

Bevor man die nächste Schicht einfügt, kann man optional etwas Aktivkohle verstreuen. Diese soll Gerüche durch stehendes Wasser am Boden vermeiden und wirkt Anti-Bakteriell.

Die zweite Schicht

Die zweite Schicht dient als Puffer zwischen der feuchten ersten und der späteren Substrat-Schicht mit den Pflanzen. Sie soll vermeiden, dass sich die Substrate (Erde, Torf, ...) permanent mit Wasser vollsaugen und so Staunässe entsteht. Dadurch würden die Wurzeln der Pflanzen nicht genügend Sauerstoff aufnehmen können.

Diese Schicht sollte aus feinem Kies bestehen. Alternativ eignet sich auch frischen oder vertrocknetes Sphagnum Moos. Beides sorgt dafür, dass die Substrate aus der folgenden Schicht nicht direkt auf der feuchten ersten Schicht liegen. Ich habe übrigens beides mehrfach probiert und konnte keine Unterschiede feststellen. Auf Granulate (Lavastein, Ton) die selbst Wasser speichern sollte man in dieser Schicht verzichten.

Substrat-Schicht

Als letztes folgt die Substrat-Schicht, in die Ihr eure Pflanzen pflanzt. Hier können je nach verwendeten Pflanzen unterschiedliche Substrate verwendet werden (Erde, Torf, …). Die Substrate sollten jedoch nicht noch gedüngt sein, um den Pflanzen nicht zu viele Nähstoffe zu bieten. Um die Nähstoffe noch weiter zu reduzieren, kann man in die Substrate auch Granulate (Lavastein. Ton, ...) oder Sand mischen.

Variante 2 - Ohne Substrat

Verwendet ihr keine Substrate benötigt Ihr Prinzipiell keine unterschiedlichen Schichten, da nicht die Gefahr von Staunässe entsteht.

Was ist mit der Erde an der Pflanze?

Die Erde, die sich nach dem Kauf von Pflanzen im Topf bzw. den Wurzeln eurer Pflanze befindet muss nicht komplett entfernt werden. Nehmt die Pflanze aus dem Topf und klopft die Erde grob ab. Komplett rauswaschen müsst Ihr die Erde aber nicht.

Die einziege Schicht.

Die einzige Schicht.
Als Bodenmaterial eigenen sich hier Granulate. Ich habe bisher immer auf Lava-Granulat / Lava-Stein gesetzt. Es handelt sich hierbei um ein poröses Gestein. Das Lava-Granulat nimmt das Wasser auf und gibt es bei Bedarf an die Wurzel ab.

Unter das Granulat könnt ihr nach Belieben auch Kiese und Steine mischen. So lassen sich optische Ergebnisse erzielen, die der Schichten-Variante mit Substraten ähnlich sind.

Optimale Sauerstoffversorgung vs. geringer Nährstoffe.

Lava-Granulat und Kiese sind Gesteine und daher sehr Formstabil. Das heißt der Boden verdichtet sich nicht und den Wurzeln eurer Pflanzen steht stets ausreichend Sauerstoff zur Verfügung.

Den Nährstoffmangel durch die fehlenden Substrate würde man bei Zimmerpflanzen durch Dünger entgegenwirken. Da es jedoch in einem Flaschengarten nicht gewünscht ist, das die Pflanzen stark wachsen und es im Glas zu eng wird, kommt uns dies sogar entgegen.

Jedoch kann sich die Umstellung in der Anfangsphase bei euren Pflanzen bemerkbar machen und sie können zunächst viele Blätter verlieren. Bis sich die Pflanzen auf ihre neue Umgebung eingestellt hat, kann etwas an Zeit vergehen. Sollten eure Pflanzen übermäßig viel Laub verlieren empfiehlt es sich diese zu entfernen.

Das Bepflanzen

Dieser Part ist sicherlich der schwerste und verlangt je nach Öffnung eures Gefäßes ein gewisses Maß an Geschick. Das klassische Löcher graben und einpflanzen aus dem echten Garten ist aufgrund des geringen Platzes und Tiefe in euren Flaschengarten nicht die beste Variante.

Meine Empfehlung daher:

  • Bei Flaschengärten mit Substrat: Die letzte Schicht noch nicht einfüllen.
  • Bei Flaschengärten ohne Substrat: Zunächst nur ca. 2/3 eures Granulates in das Gefäß füllen.

Pflanzen vorbereiten

Bei beiden Varianten die Erde an euren Pflanzen grob entfernen und die Wurzel ca. um die Hälfte kürzen. Dadurch wir eure Bodenschicht nicht zu hoch und eure Pflanzen bilden durch das kürzen schneller neue Wurzeln und wachsen in das Glas.

Außerdem ist der Platz in den Gefäßen häufig doch kleiner als man zunächst denkt, daher scheut euch nicht davor eure Pflanzen zur Teilen oder nur Ableger zu verwernden. Ableger treiben in dem feutchwarmen Klima in euren Flaschengarten in der Regel gut aus.

Pflanzen einsetzten

Positioniert eure vorbereiten Pflanzen anschließend im Glas und verteilt das Granulat bzw. die Substrate um die Pflanzen. Geht dabei Schrittweise vor und beginnt außen und endet in der Mitte. Also zunächst die erste Pflanze an den Rand setzten, dann das Granulat oder Substrat drum herum verteilen und dann an der nächsten Stelle mit der nächsten Pflanze ebenso verfahren.

Ihr sollte Granulat und Erde nicht zu fest andrücken. Wenn Ihr Probleme mit dem Positionieren habt, könnt ihr als Hilfe und Stützen auch größere Lava einsetzten, an denen Ihr die Pflanzen anlehnt.

Moose müsst ihr nicht einpflanzen, sondern könnt es direkt auf dem Granulat oder Substrat verteilen. Auch gibt es einige Pflanzen (zumeist Orchideen) die es nicht mögen eingepflanzt zu werden. Informiert euch hier am besten in den Online-Shops oder im Fachhandel. Der Begriff, nachdem ihr Ausschau halten solltet, lautet aufgebunden.

Gießen nicht vergessen!

Fast geschafft! Doch bevor ihr euer Gefäß verschließt, solltet ihr eurem Gefäß etwas Wasser hinzufügen. Doch lieber weniger als zu viel. Später Wasser hinzuzufügen ist leichter, als es wieder entweichen zu lassen, gerade wenn es sehr nass geworden ist.

Im Idealfall bildet sich in eurem Gefäß über Nacht Kondenswasser an den Glaswänden und euer Glas ist am morgen beschlagen. Bis Mittag sollte euer Gefäß größtenteils wieder frei sein. Falls das nicht der Fall ist, heißt es nachjustieren.

  • Ist euer Glas morgen nicht beschlagen fehlt Wasser in eurem Garten. Gebt also etwas hinzu.

  • Ist euer Glas permanent beschlagen / nass, dann ist es zu feucht in eurem Flaschengarten. Öffnet dann das Gefäß tagsüber einige Stunden und lasst Wasser entweichen. Bei Gefäßen mit sehr kleinem Flaschenhals oder viel zu viel Wasser kann sich dieser Vorgang über mehrere Tage ziehen.

Tipp: Habt ihr das Granular vor dem einsetzten gewaschen o der habt ihr eure Pflanzen vor dem einsetzten gewässert, dann ist in der Regel schon genug Wasser im Gefäß vorhanden. Verzichtet dann erstmal auf ein zusätzliches gießen und beobachtet das Glas die nächsten Tage.

Ein paar Tipps

  • Lava-Granulat sollte vor der Verwendung unbedingt gewaschen werden, da es meist sehr staubig ist und sich auf dem Flaschenboden sonst direkt eine unschöne braune Brühe bildet.
  • Idealerweise Lava-Granulat und alle anderen Materialien nur mit kalkfreiem Wasser waschen. Erstens damit kein überhöhter Kalkgehalt in eurem System entsteht und zweitens vermeidet ihr so Kalkbildung auf den Glaswänden.
  • Ohne Moos nicht los. Moos ist in eurem Ökosystem wichtig für die Wasserregulierung und sollte daher nicht fehlen. Besonders gut eigenen sich hier natürlich tropische Moose, die mit dem feuchtwarmen Klima besser zurechtkommen als einheimische Moose.

Tierisch was los.

Durch Moose und Substrate gelangen häufig tierische Freunde in euren Flaschengarten. Auch an den Pflanzen können sich Tierchen befinden, die ihr jedoch meist entdecken könnt. Die Pflanzen solltet ihr euch vor dem einsetzten daher anschauen. Das euere Pflanzen von Blattläusen, Raupen oder Schnecken angeknabbert werden, wollt ihr bestimmt vermeiden.

Aber natürlich gibt es auch tierische Freunde, die euch helfen. Tausendfüßler z. B. ernähren sich von abgestorbenen Pflanzenresten und sind somit eure persönlichen Gärtner. Außerdem ist es sehr spannend diese zu beobachten.

Auch kann man sich Online oder in Zoo-Fachgeschäften Springschwänze besorgen, die ebenfalls Pflanzenreste und Schimmel für euch verputzen.

Optisches Highlight

Neben den Pflanzen sind größere und kleine Steine sowie Äste und Wurzel optische Highlights in eurem Flaschengarten. Holz kann aufgrund des feuchtwarmen Klimas sehr schnell anfangen zu schimmeln.

Mit verschiedenen Kiesen könnt ihr außerdem am Flaschenrand schöne Schichten kreieren. Auch auf der Oberfläche lässt sich mit unterschiedlichen Kiesen Abwechslung in den Garten bringen.

Flasche fertig = Füße hochlegen und genießen?

Nachdem euer Glas angelegt und von euch ausgiebig bewundert wurde, fragt ihr euch bestimmt:
Muss ich mich wirklich um nichts mehr kümmern?